
Sie suchen einen neuen Job oder durchforsten die Stellenangebote nach einem Nebenjob? Dann könnten Sie auf einige betrügerische Anzeigen stoßen. Kriminelle versuchen über Bewerbungen an persönliche Daten zu gelangen und missbrauchen Apps und das Video-Ident-Verfahren, um Konten zu eröffnen.
In Kleinanzeigen- und Stellenportalen tauchen immer wieder Stellenangebote mit teils lukrativen Nebenjobs auf. Diese haben gemeinsam, dass Sie scheinbar von zu Hause arbeiten können. Zudem wird oft ein sehr großzügiger Lohn angeboten, der in der aktuellen Lage von anderen Arbeitgebern kaum überboten wird. Gesucht werden oft App-Tester, Treuhänder oder Online-Tester. Was in der Anzeige nicht steht: In den meisten Fällen geht es um eine Art der Geldwäsche. Doch davon bekommen die Bewerber erst etwas mit, wenn es zu spät ist.
Eingefangen werden Sie über professionell gestaltete Webseiten, die teils denen bekannter Marken ähneln. Die Interessenten für die Jobs bekommen den Eindruck, dass es sich um ein seriöses und großes Unternehmen handelt. Die Bewerbung und das gesamte Einstellungsverfahren finden online und per WhatsApp statt. Nur selten kommt es zu Telefonaten. Persönliche Begegnungen gibt es gar nicht. In Zeiten von Corona macht das viele Bewerber nicht stutzig. Ein fataler Fehler, denn bei diesen Jobangeboten haben Sie es mit Kriminellen zu tun.
Hätten Sie das gewusst?
Woran erkennen Sie die Fake-Jobs und unseriösen Unternehmen?
Den Betrug können Sie an einigen Merkmalen erkennen. Doch dazu müssen Sie sich sehr intensiv mit dem jeweiligen Unternehmen auseinandersetzen. Fakt ist, dass die Kriminellen an Ihre persönlichen Daten wollen und Sie am Ende unter verschiedenen Vorwänden zur Eröffnung eines Kontos bewegen möchten. Die Bankverbindungen oder Onlinekonten werden im Anschluss für Straftaten benutzt. An diesen Punkten können Sie den Job-Schwindel erkennen:
- Webseite: Schauen Sie sich die Internetseite genauer an. Häufig handelt es sich um rudimentäre Seiten, die nur einen guten Eindruck machen sollen. Das ausführlichste sind die Jobangebote. Ansonsten sind wenig Inhalte hinterlegt.
- Impressum: Prüfen Sie vor einer Bewerbung auf Stellen als App-Tester, Online-Tester oder Marktforscher auf jeden Fall das Impressum. Häufig erkennen Sie, dass entweder Daten existierender Unternehmen missbraucht werden oder die Daten im Impressum frei erfunden sind.
- Telefonnummer: Ist die Firma überhaupt telefonisch erreichbar? Ist nur eine Handynummer angegeben? Werden Sie misstrauisch, wenn Sie von dem Unternehmen nur eine Handynummer haben oder die Firma gar nicht telefonisch erreichbar ist. In diesem Fall sollten Sie von einer Bewerbung lieber Abstand nehmen. Ist die Firma erreichbar, dann sollten Sie auch mit dem Unternehmen telefonieren und Fragen stellen.
- WhatsApp: Läuft die gesamte Kommunikation über WhatsApp? Das ist ein typisches Zeichen betrügerischer Unternehmen. Seriöse Firmen würden wahrscheinlich eher das persönliche Gespräch mit Ihnen suchen.
- Persönliche Daten: Achten Sie auf Ihre vertraulichen Daten. Führen Sie niemals Testaufträge aus, bei denen Sie sich per Video-Ident authentifizieren müssen. Die Betrüger sind sehr kreativ. Fallen Sie darauf nicht herein. Sobald Sie sich per Video-Ident authentifizieren müssen, sollten Sie den Kontakt abbrechen.
- Zusage: Wenn Sie sehr schnell eine Zusage bekommen, ohne dass das Unternehmen Fragen hat, ist das meist kein Grund zur Freude. Meistens stimmt dann etwas nicht. Seien Sie sehr vorsichtig und misstrauisch.
- Ausweiskopie: Betrügerische Firmen möchten von Ihnen relativ schnell eine Ausweiskopie. Versenden Sie niemals Kopien Ihres Ausweises oder Reisepasses, ohne die Person gegenüber persönlich zu kennen.
Welches Risiko besteht bei dieser Betrugsmasche?
Wir schätzen die Betrugsmasche als außerordentlich gefährlich ein. Das Ziel der Kriminellen ist es, dass Sie persönliche Daten übermitteln. Das machen Sie gleich zu Beginn mit Ihrer Bewerbung. Anschließend werden häufig weitere Daten erfragt. Letztlich sollen Sie Apps testen und bei Ihrem Test beginnen Sie mit einer Video-Ident-App.
Die Betrüger nutzen Ihre übermittelten Daten, um auf Ihren Namen ein Bankkonto zu eröffnen. Mit dem vermeintlichen Test des Video-Ident-Verfahrens bestätigen Sie die Kontoeröffnung. Schon kurze Zeit nach der Kontoeröffnung wird die Bankverbindung für Straftaten genutzt. Das Problem: Sie selbst haben keinen Zugriff auf das Konto. Die Kriminellen vereinnahmen Geld und buchen dieses selbständig wieder ab. Der daraus resultierende Schaden fällt auf Sie als Kontoinhaber zurück. Im schlimmsten Fall müssen Sie für den entstandenen Schaden aufkommen, der schnell im fünfstelligen Bereich liegen kann.
Das müssen Sie als Opfer tun
Falls Sie auf ein betrügerisches Stellenangebot hereingefallen sind, sollten Sie schnellstmöglich handeln. Es zählt jede Minute. Informieren Sie in jedem Fall zuerst die Bank, für die Sie das Video-Ident-Verfahren durchgeführt haben. Lassen Sie das Konto sperren und teilen Sie mit, dass Sie kein Konto eröffnet haben. Anschließend sollten Sie bei der Polizei eine Strafanzeige erstatten und der Bank das Aktenzeichen nachreichen. Möglicherweise können Sie das Bankkonto auch über den zentralen Sperrnotruf sperren.
Eine Strafanzeige sollten Sie auch dann erstatten, wenn Sie nur persönliche Daten und Ausweiskopien übermittelt, aber das Video-Ident-Verfahren noch nicht durchgeführt haben. Die übermittelten Daten können ebenfalls für die Begehung von Straftaten in Ihrem Namen verwendet werden.
Haben Sie Fragen zu dieser Betrugsmasche?
Gerne beantworten wir Ihre Fragen, die Sie über die Kommentare unterhalb des Artikels stellen können. Alternativ können Sie uns auch ein E-Mail mit Ihrer Frage senden.
Welche Firmen sind uns bisher bekannt?
Die nachfolgenden Firmen schreiben entsprechende Stellenangebote aus, welche dem Muster dieser Betrugsmasche entsprechen. Wir raten deshalb von einer Kontaktaufnahme und einer Bewerbung ab. Falls Sie auf ein anderes Unternehmen gestoßen sind, senden Sie uns eine E-Mail mit dem Link zum Unternehmen an redaktion@dermike.de. Wir freuen uns, wenn Sie uns weitere Informationen geben, beispielsweise wo die Stelle ausgeschrieben war und ob Sie bereits Kontakt aufgenommen haben.
Diese Warnungen sollten Sie sich auch ansehen:
Hallo,
Tatsächlich bin ich auf so einen Betrug reingefallen. Ich könnt mich dafür Ohrfeigen. Wirklich, ich weiß gar nicht was in mich gefahren ist.
Ich hab noch kein solches Videoidentverfahren gemacht. War auch gleich bei der Polizei, die haben das aber als lapidar abgestempelt.
Keine Anzeige aufgenommen.
Ich sollte einfach in Widerspruch gehen hieß es.
Hab ich getan. Antwort war das die Daten sicher vom System gelöscht wurden.
Ich hab so angst das mein Leben nun völlig ruiniert ist.
Was soll ich denn jetzt nur machen?
Bitte gehen Sie erneut zur Polizei. Die Beamten müssen die Anzeige aufnehmen. Es war falsch, Sie wegzuschicken.
Bestehen Sie auf die Aufnahme der Anzeige und informieren Sie sofort die Bank über den Vorfall.
Beste Grüße
Es ist tatsächlich keine Seltenheit das die Polizei einen einfach abweist weil die schlicht weg keinen Bock haben die Anzeige aufzunehmen und meistens auch gar nicht wissen was das im Internet bedeutet.
Kann dir nur empfehlen eine Online Anzeige zu erstatten: https://www.dermike.de/ratgeber/anzeige-bei-der-polizei-online-erstatten/
Das funktioniert in jedem Fall!
Mir ist das tatsächlich auch passiert heute und habe die Bank schon Kontaktiert und mit den gesprochen das wird alles gesperrt aber die Polizei hat nichts gemacht was kann ich tun ?
Meiner Frau ist das letzten Monat auch passiert. Leider wurde 20000 abgebucht. Werden wir auf den Schaden sitzen bleiben?
Das lässt sich von der Ferne schwer sagen. Sie sollten das genau prüfen lassen. Eventuell hilft auch eine Versicherung beim Schadensausgleich.
Viele Grüße
Frank
Moin, ich habe meinen Lebenslauf in meiner Bewerbung an ein solches Unternehmen mitgeschickt per E-Mail – ohne Ausweis oder Video-Ident. Können diese Personen trotzdem damit etwas anfangen oder habe ich noch Glück gehabt?
Viele Grüße
Hallo,
ich würde sagen, dass Du Glück gehabt hast. Mit deinen Daten können die nicht wirklich etwas anfangen.
Das Gefährliche geht erst mit dem Video-Ident-Verfahren los, bei dem man meist ein Konto eröffnet und es dann den Betrügern überlässt.
Also immer schön misstrauisch bleiben. 🙂
Viele Grüße aus der Redaktion
Ich bin auch an solche Betrüger geraten, habe aber zum Glück auch außer der Bewerbungs-Daten nichts weiter geschickt. Soll ich damit dann trotzdem zur Polizei gehen?
Im Übrigen ist diese Firma noch nicht auf der Liste: „https://keisl-consulting.de/karriere/“ und ich habe dann noch eine Anfrage per Whatts-app für Telis Finanz bekommen, wo ich mich nie beworben habe, sicher durch die Bewerbung bei keisl-consulting. Keine Ahnung, ob die da einen Namen mißbraucht haben oder ob man generell bei Telis Finanz aufpassen sollte.
Hallo,
vielen Dank für Ihren Kommentar.
Wir raten immer zu einer Anzeige, die Sie ja mittlerweile auch online erstatten können. Also keine Wartezeit in den Diensträumen und dann vielleicht ein Beamter, der sich mit der Materie nicht so recht auskennt (was nicht verwerflich ist, bei der Masse an neuen Betrugsarten). Wie gesagt – eine Anzeige würde ich erstatten. Der Verdacht eines Identitätsdiebstahls könnte hier schön gegeben sein. Am Ende wissen Sie nicht, wie Ihre Daten missbraucht werden
Viele Grüße aus der Redaktion
P. Otto
Hallo,
Bin auch auf den Betrug reingefallen. Leider soweit dass ich meine Daten schon für den Vertrag übermittelt hatte und auch 2 ident erfahren bei krytofirmen (habe ich erst im Nachgang herausgefunden) gemacht habe. Habe heute direkt Strafanzeige über den o.g. Link erstattet.
Die Firma ist Hekuso GmbH
Es werden oft echte Namen und Informationen aus dem Handelsregister auf Fake-Websiten verwendet.