WhatsApp & Facebook: Kettenbrief zu Selbstmordzahlen – Teilen oder unterbrechen?

2020-11-13 Facebook WhatsApp Twitter Kettenbrief Selbstmordzahlen
(Quelle: Screenshot)

Aktuell verbreitet sich in sozialen Netzwerken ein Kettenbrief, der auf gestiegene Zahlen bei Selbstmorden aufmerksam machen möchte. Unsere Leser haben gefragt, ob der Inhalt stimmt und ob man diesen Text teilen sollte?

Wir warnen regelmäßig vor dubiosen Kettenbriefen in sozialen Netzwerken. Wir haben über den Kettenbrief bezüglich neuer Facebook-Regeln und die Freundschaftsanfrage von Fabrizio Brambilla berichtet. Ein weiterer Kettenbrief thematisiert Selbstmorde und ist überhaupt nicht lustig. Viele Nutzer fragen sich, ob die Behauptung im Kettenbrief stimmt und was dieser uns eigentlich sagen möchte.

Wir raten immer wieder dazu, dass Sie Posts auf Facebook oder Nachrichten in WhatsApp nicht ungeprüft teilen sollen. Das könnte ein Fehler sein, denn in vielen Fällen handelt es sich um Falschinformationen. Und selbst wenn die Kernaussage solcher Texte stimmt, sollten Sie diese manchmal lieber nicht teilen. Denken Sie immer daran, dass die Information falsch aufgefasst werden könnte.


So sieht der Kettenbrief zu den gestiegenen Selbstmordzahlen aus

Nachfolgend zeigen wir den Text des Kettenbriefes. Es ist denkbar, dass der Text in weiteren Varianten im Umlauf ist. Möglicherweise ist der Post auch in unterschiedlichen Sprachen unterwegs. Falls Sie eine andere Version sehen, senden Sie uns diese bitte per E-Mail an redaktion@dermike.de. Wir aktualisieren diesen Artikel. Diese Version ist uns bekannt:

Selbstmordzahlen sind gestiegen.
Wir versuchen zu zeigen, dass immer jemand zuhört.
Rufen Sie 0800-1110111 an
(Hotline-Telefonseelsorge)
Könnten 2 Follower diesen Tweet bitte kopieren und erneut posten. Nur zwei. Egal welche zwei. Kopieren, nicht retweeten.

Der Text wird als Post auf Facebook geteilt und per WhatsApp versendet. Denkbar ist auch, dass Sie die Information per Facebook Messenger oder via Instagram Direktnachricht erhalten. Dem Text nach zu urteilen kommt dieser von Twitter, da dort der Begriff „Retweet“ verwendet wird.

Was sollen Sie mit dem Kettenbrief tun?

Wir haben uns den Text etwas genauer angesehen und recherchiert. Uns hat vor allem interessiert, ob die Selbstmordfälle tatsächlich in letzter Zeit gestiegen sind und was uns der Kettenbrief sonst noch sagt. Zu folgendem Ergebnis sind wir gekommen:

  • Selbstmordzahlen: Wir konnten keine aktuelle Statistik finden, die über die Selbstmordzahlen der letzten Monate Auskunft gibt. In den Medien gibt es unterschiedliche Berichte. Während einige Blätter von weniger Suizid-Fällen berichten, sprechen andere von einem Anstieg. Tatsächlich vorstellbar ist, dass es aufgrund der Corona-Krise mehr Fälle mit Depressionen, Angst- und Schlafstörungen gibt. Es gibt aber keine belastbare Studie über global gestiegene Selbstmordzahlen.
  • Telefonseelsorge: Grundsätzlich ist es gut, wenn die Kontaktdaten der Telefonseelsorge bekannt werden. Sicher wissen viele Menschen gar nicht, dass es diese Einrichtung gibt. Fraglich ist, ob der Kettenbrief ein angemessenes Instrument ist, um diese Kontaktdaten zu verbreiten.
  • Spam-Verdacht: Kettenbriefe werden von vielen Nutzern als Spam betrachtet. Das könnte auch passieren, wenn Sie diesen Text teilen oder versenden. Deshalb raten wir immer wieder zu großer Vorsicht. Denken Sie immer daran, dass ein Nutzer den Text im schlimmsten Fall von mehreren Personen bekommt. Das nervt.
  • Missbräuchliche Anrufe: Viele Nutzer lesen nicht richtig und sehen nur: „Rufen Sie an“. Dadurch könnte es unter Umständen zu vermehrten Anrufen bei der Telefonseelsorge kommen. Das führt zu einer erhöhten Kostenbelastung und im schlimmsten Fall dazu, dass für echte Notfälle kein Ansprechpartner frei ist.
  • Missverständnisse: Kinder, Jugendliche und labile Menschen könnten eine solche Nachricht ganz falsch aufnehmen oder verstehen. Das kann zu ernsthaften Problemen führen. Dadurch könnten diese Menschen möglicherweise noch tiefer in eine Lebenskrise geraten.

Wir raten deshalb dazu, den Text nicht weiter zu verbreiten. Die Kernaussage kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht als Wahrheit bezeichnet werden, da schlicht die notwendigen und großflächigen Statistiken fehlen.

Was halten Sie von solchen Kettenbriefen?

Uns interessiert Ihre Meinung. Haben Sie diesen Kettenbrief auch schon bekommen und teilen Sie Kettenbriefe? Oder gehören Sie zu denjenigen, die bei solchen Nachrichten eher genervt sind? Wir freuen uns über Ihre Kommentare unterhalb des Artikels.



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